Umzug in eine neue Welt

 

Besonders aufregend war für mich der Umzug in das Haus von Dylan. Es liegt direkt auf der anderen Seite vom Fluss und ist ein wenig weiter von meiner Arbeitsstelle entfernt, ich brauche mit meinem Fahrrad nun um die 15 Minuten. Für meine ehemaligen Mitbewohner war der Gedanke, dass ich ausziehe erst sehr ungewöhnlich, aber da ich sowieso schon meine Zeit nur bei ihm verbracht habe, war sein Angebot einzuziehen einfach klasse. Endlich muss ich nicht mehr meine Klamotten hin und her schleppen. Natürlich fehlt mir die Hängematte und die schöne Dachterrasse, aber ich bin auch voller Neugier und freue mich auf einen neuen Abschnitt. Nun lebe ich in einem riesigen Haus, alles ist doppelt so groß und es leben hier insgesamt sieben Personen. Alle kommen aus Australien und ich finde es immer herrlich, wenn wir in der Küche stehen und ich teilweise kaum ein Satz verstehen kann. Es ist eine tolle Herausforderung und ich lerne wirklich super schnell Englisch. Es macht furchtbar Spaß und ich fühle mich hier wie in Australien und nicht in Kambodscha. Meine liebe Freya sehe ich ja trotzdem noch neun Stunden auf Arbeit und wir unternehmen weiterhin viel in der Freizeit und am Abend.

 

In dem großen Zimmer von Dylan habe ich alle Freiräume. Er freut sich sehr darüber, wenn ich alles nett herrichte und ständig verändere. Manchmal suchen wir gemeinsam Dinge, die ich “ordentlich“ aufgeräumt habe und keiner von uns findet sie wieder. Neben dem schönen neuen Zimmer, hat das Haus vor Kurzem zwei neue kleine Mitbewohner bekommen. Sie heißen Trim und Freya (ja so habe ich immer eine Freya um mich herum). Die kleinen Kätzchen bereiten mir so viel Freude. Sie sind völlig dämlich und zugleich so liebenswert. Eigentlich sollten sie das Haus von Mäusen und Tierchen befreien, aber vielleicht sind sie einfach noch zu klein dafür. Stattdessen tollen sie wie verrückt herum und hangeln sich wie Tarzan und Jane durch die schönen Gardinen, doch egal was die beiden treiben, man kann ihnen nichts übel nehmen.

Das gemeinsame Kuscheln morgens ist immer so goldig. Ich muss viel lachen, wenn sie mir so energisch ins Ohr schnurren und wenn sie eifersüchtig auf mein Handy sind.

 

In meiner Freizeit gehe ich weiterhin fleißig zum Boxen und es fällt mir sehr schwer, mal nicht hinzugehen. Ich treffe dort immer interessante neue Leute. Meine neue Partnerin heißt Carina und sie ist Mitglied in einem Kickboxverein in Berlin. Ich denke, ich werde dort nach meiner Rückkehr mit einsteigen.

Nun habe ich einen Gutschein von Dylan geschenkt bekommen, denn er nimmt monatlich an einer

 

Charity Verlosung teil und gewinnt darüber diverse Gutscheine. Zum Beispiel für Events, Ausflüge, Restaurants u.s.w. Der Gutschein ermöglicht mir, einen weiteren tollen Monat kostenfrei zu boxen. Ich bin natürlich super happy.

Was macht die Arbeit?!

 

Bei uns im Atelier läuft es stetig besser. Wir haben nun bereits neun Läden, in denen wir unsere Produkte platzieren dürfen. Am besten laufen die Märkte, da dort die meiste Laufkundschaft ist. Mit unseren Designs bin ich immer zufriedener. Im Moment bin ich sehr kreativ und fast nicht aufzuhalten, wenn es um das Umsetzen von neuen Ideen geht. Ich arbeite mit großer Hingabe an den Kinderschuhen und an den exklusiven Handytaschen. Dazu entwickle ich extravagante Ketten- und Schlüsselanhänger. Für die Kinderschuhe haben wir erst frisches und neues Bioleder aus Deutschland bekommen und es macht großen Spaß damit zu arbeiten und kreativ zu sein. Das Verhältnis zu den Mitarbeitern wird auch besser, sie scheinen mich langsam zu kennen und zu verstehen. Ich bin eben sehr schnell, taff, akkurat und ehrgeizig. Eines unsere besten Gefühle hatten Freya und ich neulich als wir gemeinsam Abendessen waren, denn plötzlich kam eine Frau in das Restaurant und sie trug unsere Ohrringe. Wir waren mächtig stolz und konnten kaum genug staunen.

 

Ich bleibe nun auch immer zum Mittagessen und Mittagsschlaf dort. Damals bin ich immer nach Hause geflüchtet und habe für mich selber gekocht. Tja das Essen im Atelier ist immer das Gleiche und es ist wirklich speziell ! Ab und an beißt man auf Steine und die Fische riechen teilweise schlimmer als nach Fisch. Schon beim Einkaufen um die Ecke krümmt sich mein Magen. Dort stehen Frauen mit langen Holzstangen und daran befestigten Plastiktüten, um die vielen Fliegen in der heißen Mittagssonne vom Essen fernzuhalten. Dazu werden die Gerichte in großen Eimern präsentiert und alles wird nach Bedarf in Plastiktüten abgefüllt. Ich kämpfe somit täglich mit dem Mittag, aber ich weiß ja wo ich hingehen muss, wenn der Hunger unaufhaltsam wird ! Im beatnik gibt es das beste Essen und Dylan ist immer ganz besorgt um mich und verpflegt mich liebevoll. Das beatnik ist nur fünf Minuten von meiner Arbeit entfernt. Dennoch versuche ich immer höflich und interessiert an dem Mittagessen auf Arbeit teilzunehmen. Auch wenn das ziemlich hart ist und das Sitzen im Schneidersitz auf dem Boden macht mir auch zu schaffen. Ich frage mich immer wieder, wie sie das so lange aushalten.

 

Ich weiß auch, wie man unsere Mitarbeiterinnen einfach motivieren kann. Vor Kurzem hatten wir erneut ein Shooting unserer neuen Produkte. Die Mädels sind dann immer die Models, weil ich denke, dass das auf Kunden sehr authentisch wirkt. Die Mädels sind dann immer ganz aufgeregt und überdreht, es macht viel Spaß ihnen dabei zuzusehen. Und ich finde, dass die Bilder ganz klasse geworden sind. Wir schicken die Fotos an potentielle neue Läden und arbeiten an neuen Werbeflyern und an der Internetpräsentation. Aktuell bin ich alleine auf Arbeit und das ist mal ein ganz neues Gefühl und eine wesentlich größere Verantwortung. Freya hat derzeit Besuch aus Deutschland und sie ist im Urlaub am Meer. Sie kommt erst in einer Woche wieder zurück und ich genieße es, mal ganz eigenständig entscheiden zu können.

 

Der April wird heiß

Nun geht es in schnellen Schritten auf April zu und ich habe schon jetzt etwas Angst, denn der Monat April ist wohl der heißeste Monat in Kambodscha. Neben der Hitze wird Khmer New Year gefeiert und in dieser Woche soll es zu vielen und langanhaltenden Stromausfällen kommen. Und ehrlich gesagt, ist es hier ohne Airconditioner und Ventilator nahezu nicht auszuhalten. Die Sonne brennt gnadenlos und die Luft ist trocken und ohne Zirkulation. Dazu habe ich von vielen Einheimischen bereits erfahren, dass dieses Jahr als eines der trockensten Jahre in Kambodscha gesehen wird. Also bereite ich mich mental schon mal auf mein wetterbedingtes Ende vor. Ein kleiner Hoffnungsfunke existiert dann aber doch noch, denn Dylan und ich planen einen Urlaub am Meer, voraussichtlich in Sihanouk Ville und von dort aus wollen wir auf eine Insel mit dem Namen

Koh Rong. Ich habe mir bereits Bilder angesehen und bekomme jetzt schon Tränen in den Augen, denn alles sieht einfach nur traumhaft schön aus.

 

Hier ein paar Fotos von der immer so schönen Zeit am tollen Pool des Terrasse des Elephants Hotels. Einfach nur herrlich da oben und wir sind oft ganz alleine dort.

Und weil wir jung und verrückt sind, gibt es hier noch ein paar Schnappschüsse von den gemeinsamen Abenden mit meinen lieben Freunden. Wir erleben immer so tolle Sachen zusammen. Ich bin sehr dankbar dafür ...