Es ist Pchum Ben !!!

Heute beginnt eines der größten Feste in Kambodscha : Pchum Ben.

15 Tage lang feiern die Menschen im ganzen Land. Das Wort „Pchum“ bedeutet „einsammeln“, „Ben“ bedeutet „süßer Reis“. Es geht also um das Einsammeln von süßem Reis.

Vor langer Zeit glaubten die Kambodschaner, dass der König des Todes es einmal im Jahr den Seelen der verstorbenen Verwandten gestattet, in unsere Welt zurückzukehren, um Ihre Familien zu besuchen.

Die lebenden Menschen müssen sich allerdings während dieser Zeit an die zurückkehrenden Seelen erinnern, zu Ihnen beten und Ihnen Geschenke zu machen, um sie nicht gegen sich aufzubringen.
So strömen nun an den 15 Tagen die Menschen zu den Pagoden und Tempeln und spenden den Mönchen und Armen Essen.


Neben den traditionellen Gebeten ist ein jährlich wiederkehrender Brauch, früh morgens, lange vor dem Sonnenaufgang mit Räucherstäbchen eine Pagode dreimal zu umrunden und dabei süßen Reis zu verteilen.
Dieser ist für die Seelen der Ahnen bestimmt, stellt sie zufrieden und sichert so den Menschen ein erfolgreiches und glückliches Jahr.


Genau an dieser für mich so interessanten und ungewöhnlichen Zeremonie durfte ich heute teilhaben. Um 2:50Uhr bin ich aufgestanden und mit dem Rad eine halbe Stunde zu dem Haus von Phary (meiner Chefin) geradelt. Es war sehr dunkel, aber zum Glück war niemand zu dieser Zeit unterwegs. Um 4:00Uhr sind wir dann mit einer Schale voller süßer, kleiner Reisbällchen zur nächsten Pagode gewandert. Dort angekommen, wurden wir „Barangs“ (Weiße) ziemlich schräg angeschaut. Dann ging es in die helle und bunte Pagode hinein und jeder zündete drei Räucherstäbchen an. Der Raum war sehr voll und überall saßen Khmer und beteten. Die Mönche saßen in einem Kreis relativ zentral im Raum und sprachen gemeinsame Gebete, die sich wie Einschlafmusik anhörten. Ich saß auf meinen Beinen und fühlte mich wie benebelt, da der Raum einer Räucherkammer ähnelte – inklusive Sauna. Dazu kam noch, dass die Mönche mich anstarrten und man als Frau den Augenkontakt meiden muss – komisches Gefühl. Dennoch war die Atmosphäre einmalig und ich bewundere den Buddhismus.

Anschließend ging es dann mit den nur noch halben Räucherstäbchen raus und alle Menschen versammelten sich in tiefster Finsternis auf dem Boden neben dem Tempel. Es wurde wieder wirres, aber sehr beruhigendes Zeug gemurmelt und die Räucherstäbchen glimmten wunderschön im Dunkeln.

Nach kurzer Zeit ertönte ein langer Gong, alle sind aufgestanden und gemeinsam um den Tempel gewandert. Dazu wurden die vielen Reisbällchen außerhalb des Geländes geworfen. Ich hatte große Angst jemanden zu treffen und musste häufig mein Lachen verkneifen, den die fliegenden Bällchen unter dem Sternenhimmel waren eine lustige Sinfonie.

Anschließend ging es dann in der allmählich eintretenden Dämmerung zu einem „Khmer Kaffee“ mit heißer, scharfer Nudelsuppe und zum Glück einem Eiscafe für mich.

Nun plane ich gemeinsam mit Freya, wie wir unsere freie Woche verbringen werden. Am Montag setzen wir die Zeremonie fort und es gibt den traditionellen Reiskuchen mit Bananen Füllung.

In meiner Arbeitswoche ist nicht so viel Spektakuläres passiert. Ich habe das Thema Armbänder ins Leben gerufen und bin noch in der Design-Findungs-Phase. Dazu bin ich nicht im Atelier gewesen, sondern wieder auf dem Dorf, weil ich mich da sehr wohlfühle und die Khmer so richtig kennenlerne. Dazu gibt es da auch mehr Arbeitsplatz und tolle Nähmaschinen und einen lustigen Khmer Lehrer mit dem ich so gerne meine Pause verbringe und im Office zusammen laut singe. Ja SINGE, denn die Khmer lieben das Singen und die vielen Karaoke Bars.

Wir lachen viel und er erzählt mir von den Traditionen des Landes. Das Essen auf dem Dorf ist auch besser, als in der Stadt. Es ist wirklich BIO ! Und die liebe Frau, weiß schon jetzt ganz genau was ich mag, oder nicht. Seit ich hier lebe, lebe ich vegetarisch und sie kocht deshalb immer frisches Gemüse aus dem Garten (Brokkoli, Möhren, Zwiebeln, Undefiniertes) und viel Reis. Der Reis ist hier ein Traum. Deutscher Reis ist die Hölle dagegen. Zumal er hier auch frisch von dem eigenen Reisfeld serviert wird – naja gut vorher noch ein paar Tage in der Sonne getrocknet und dann liebevoll in die Luft geworfen, damit er sich von seiner Schalle löst.

Der arme Lehrer „Puth“ , er muss wegen mir auch immer Gemüse essen, wobei es sich angesichts der aktuellen, lokalen Schweinepest nur positiv auswirken kann, er nimmt es mit Humor.

Als ein Sturm aufkam, ist meine ganze Nähklasse vor die Tür gerannt und hat aufgeregt die Früchte, die von dem Sturm auf den Boden gefallen waren aufgesammelt. Sie sind rund, gelb, stachelig und sauer, aber ich habe sie natürlich hingebungsvoll gegessen und ich versuche mich so allmählich zu einer Khmer Frau zu mausern.


Soweit bis hier und schon bald gibt es mehr Bilder und Infos zum Pchum Ben.


Som lang la or ! (Viel Glück) – das ist eine klassische Verabschiedung hier !

Besuch der Seidenfarm Artisans Angkor

Es gibt wieder so viel zu berichten. Nach der ersten Zeremonie von Pchum Ben bin ich gemeinsam mit Freya und meinen Arbeitskolleginnen zu einer leicht außerhalb von Siem Reap liegenden Seidenfarm gefahren. Dort haben wir eine kostenlose Führung genossen und einen Khmer Freund wiedergetroffen, der dort in dem Restaurant „Blue Pumpkin“ arbeitet. Er heißt Savon und ich hatte ihn nur zufällig in einem anderen Restaurant kennengelernt, weil ich ihn gefragt hatte, was „ein Becher mit Eis“ auf Khmer heißt. Daraufhin sind wir in ein lustiges Gespräch gekommen und er hat uns zu der Farm und in sein Restaurant eingeladen. Die Seidenfarm war wunderschön und sehr interessant. Die Company heißt Artisans Angkor. Da der Rohstoff Seide mein Lieblingsmaterial ist und ich bereits viel über die Gewinnung dieses natürlichen endlos Filament weiß , war es umso bedeutender den Herstellungsprozess live zu begutachten. Die Gewinnung ist wirklich spektakulär und das Weben der aufwändigen Seiden Jacquardmuster ist höchst zeitintensiv und mit viel Liebe zum Detail verbunden.



Zuerst haben wir die Pflanzen auf dem freien Feld begutachten können. Anschließend wurden uns die Seidenraupen gezeigt und wie ihre einzelnen Entwicklungsstufen aussehen. Die Kokons sind weich und gelblich gefärbt. Weiter ging es dann in ein Gebäude, indem der Endlosfaden des Kokons abgewickelt und verarbeitet wurde. Natürlich hat dieser natürliche Rohstoff auch seine Schattenseiten, da nur 20% der Raupen zum Schmetterling schlüpfen dürfen und die anderen 80% lebendig gekocht werden müssen. Andernfalls entsteht beim Schlüpfen ein ungewolltes Loch, welchen den Kokon und somit den wertvollen Eiweißfaden mit Sericin zerstört.

 

Beim Kochen der Kokons wird der Faden sorgfältig abgewickelt und auf gespult. Dann gibt es noch die Sortier- und Färbeanlagen und das Reinigen von Hand.Das Weben in der Artisans Angkor Firma findet noch altmodisch und traditionell von Hand statt. Daher sind die Stoffe natürlich besonders hochwertig.

Die vielen bunten Farben und Muster haben mich stark inspiriert und ich wollte sofort Entwürfe für eine Seidenkollektion machen. Tücher, Blusen, Röcke und Kleider – der Rohstoff Seide kann sehr vielfältig eingesetzt werden. Der hohe Pflegeaufwand lohnt sich auch, da Seide im Winter wärmende Eigenschaften besitzt und im Sommer bis zu 1/3 des Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen kann. Am Ende der Führung wurde uns ein exklusives Kleid gezeigt, welches mit den Seidenkokons geschmückt war und die Künstlerin Lady Gaga es bereits anprobiert hatte. Alles im Allen ein wundervoller, lehrreicher und inspirierender Tag. Anschließend hat uns Savon allen einen tollen Eisbecher ausgegeben. Und WAHNSINN ich habe den genossen !!!

Curry habe ich als Färbemittel und als Rohstoff so auch vorher noch nicht gekannt.


Es wird weiter gefeiert !

Heute durfte ich den Höhepunkt von Pchum Ben miterleben.Es ist Montag der 12.10.15 und

wir sind alle frisch gestylt und schick angezogen (weiße Blusen, schwarze Röcke) mit Opfergaben (frisches Obst, Reis, diverse Getränke) zu dem nahen Tempel gelaufen. Dort war im Vergleich zur ersten Zeremonie die Hölle los. Es gab laute Musik und wir brachten unsere Opfergaben gemeinsam zu den Mönchen und die segneten uns und hatten mich eingeladen, meine Vorfahren an unserem Fest teilhaben zu lassen – vielleicht waren alle mit dabei !? Die Mönche lachen großherzig und es gab enorm viele Opfergaben von jeder Familie in Siem Reap. Phary erklärte mir, dass das Essen meistens anschließend an arme Kinder oder ein nahegelegenes Krankenhaus gespendet wird.
Um die Tempelanlage herum lagen noch überall die Reisbällchen von der ersten Zeremonie rum.

Nach dem Segen der Mönche ging es zu einem bunten Zelt mit einer langen Tafel und vielen Reistöpfen (bestimmt 20). Ich bekam einen Teller mit Reis und lief entlang und musste in jeden Topf einen Löffel Reis geben, um ihn den Vorfahren zu widmen und mich zu reinigen von bösen Geistern. Es war ein lautes und wildes Getummel, aber ich finde es toll ein Teil sein zu dürfen. Die Menschen hier erfreuen sich sehr an Fremden, die an ihrer schönen Kultur teilhaben möchten.

Nach der Zeremonie ging es zu Pharys Haus und dort versammelten sich alle Familienmitglieder und wir feierten ausgelassen Pchum Ben. Es gab laute Musik, viel Essen und Bier.

Nun bin ich wieder Zuhause und muss alle diese Eindrücke verarbeiten. Es ist enorm, wie viel Neues mir hier begegnet und ich muss mich an manche Dunge noch sehr gewöhnen. Freya hingegen hat es schon leichter, denn sie war bereits ein paar Monate in Asien und kennt die Kultur in Kambodscha schon besser. Als Beispiel werfen alle Partygäste die Bierdosen und den Müll einfach unter den Tisch und das ist ganz normal, oder es wird laut geschmatzt, weil es andernfalls nicht mundet. Die Männer ziehen sich beim Fest und auch an normalen Tagen das Hemd über den zum Teil dicken Bauch und laufen somit bauchfrei durch die Gegend. Das Essen wird auch gerne kalt und einfach mit den Händen gegessen. Mir macht es einfach nur Spaß zu Beobachten und zu genießen, wie gelassen und lebensfroh hier gefeiert wird.

Die nächsten Tage werde ich sicherlich mit meiner zweiten Hälfte Freya weiteres Tolles erleben und ich bin unendlich dankbar, dass sie mir immer so lieb bei Seite steht. Wir sind ein gutes Team, das merken auch unsere Mitmenschen.


Bis die Tage und alles Liebe von eurer Srey Lina (Frau Lina)





Treffen Terrasse des Elephants

Am Montag Abend hatten wir ein Treffen mit Ingrid von meiner Endsendeorganisation VJF. Sie besucht Siem Reap regelmäßig, da ihr Mann hier lebt und ein feines französisches Hotel (Terrasse des Elephants) besitzt. Dort hat sie uns gegen Abend auf ein leckeres Essen eingeladen. Wir haben viel über unsere Projekte geredet und über unsere Situation in der neuen Heimat. Es gab auch einige Empfehlungen und neue Tipps für Ausflüge. Ich hatte mich sehr gefreut Ingrid wiederzutreffen.

Karaoke Nacht ! 13.10.2015

Am Dienstag ging es mit Pharys Familie und Stephen und Emily (ehemalige Freiwillige) zu einem Karaoke Abend. Ich war sehr gespannt, was mich in dem bunt leuchtenden Haus erwarten wird. Ein großer Fahrstuhl brachte uns viele Stockwerke nach oben. Vor dem Raum gab es eine lange rote Ledercouch und beim Aussteigen aus dem Fahrstuhl lächelten uns diverse, hübsche Frauen an, in mehr als knappen Outfits. Als ich dann in dem viel zu klimatisierten Raum kam und dort direkt auf eine Lapdance Stange schaute war mir so einiges klar.


Dann ging auch schon die Musik an und der Mann von Phary stimmte das erste Lied ein. Die Musik war schrill und laut und die Khmer lieben Karaoke und singen, egal wie schief.

Ich habe mir das Geschehen in Ruhe angesehen und viel gelacht. Das Freibier hat mich dann aber trotzdem nicht zum Singen veranlasst, aber zum Tanzen. Ich habe gemeinsam mit Phary zu schriller Musik getanzt und ganz viel gelacht. Freya meinte, dass ich am Ende des Jahres auch singen werde, davon sei sie überzeugt. Ich singe doch häufig im Dunkeln auf dem Fahrrad und das ganz ohne jegliche Scham. Das zufällige Publikum auf den Straßen in Siem Reap ist meistens amüsiert und lacht. Mein Lieblingssong ist „Let it be“ von den Beatles. Es war ein schöner Abend mit wieder vielen neuen Eindrücken. Auf dem Foto sieht man mich mit Nary (dem Mann von Phary).

Ohrkerzen und Massage


Die restlichen Tage unserer freien Woche haben wir entspannt verbracht, während die anderen Freiwilligen nach Kampot und Battambang gereist sind.

Am Mittwoch haben Freya und ich eine Kopfmassage mit Ohrkerzen ausprobiert und wir haben wieder viel gelacht und uns nett auf Khmer unterhalten. Es ist so toll langsam mit der Sprache zu spielen und so auch die Kultur besser zu verstehen. Die Ohrkerzen waren spektakulär und brannten mit einer großen Flamme an unseren Ohren. Es war das erste Mal für Freya und mich und mir ging ganz schön die Pumpe, aber wir haben auch viel gelacht. Anschließend waren wir dann so entspannt, dass wir noch eine Fußmassage dazu gebucht haben. Und es gab leckeren Jasmin Tee dazu serviert. Wie neu geboren sind wir dann noch ein bisschen durch den bunten Night-Market gelaufen.



Badminton


Am Donnerstag waren wir zum Badminton mit den anderen Freiwilligen verabredet. Die Halle ist nur 10 Minuten von meiner Wohnung entfernt und dirket gegenüber von Psar Leu, es gibt dort drei große Spielfelder. Zuerst waren alle Felder besetzt und dann durften wir nach kurzer Wartezeit auch aufs Spielfeld. Die Frau am Tresen sprach kein Wort Englisch und unser Khmer war ihr wohl zu „Europäisch“ , ihre kleine Tochter kam dann mit einem City-Roller angerollt und hat beeindruckend niedlich in Englisch gedolmetscht. So konnten wir unbegrenzt für nur 7000Riel ein Spielfeld nutzen und haben immer zu Viert gezockt. Gegen Ende hatten sich dann noch ein Khmer Team angeschlossen, aber sie waren uns deutlich überlegen, da sie fast jeden Tag auf dem Feld trainieren. Es war ein schöner Abend und der starke Regen auf dem Heimweg war herrlich erfrischend.



Train Hard Fight Easy

Freya und ich gehen jetzt regelmäßig alle zwei Tage ins Fitness Studio. Und es macht unheimlich viel Spaß. Das Studio ist voller staunender Männer und wir lachen sehr viel, da sie uns immer helfen die Geräte anzupassen und uns hilfreiche Tipps für ein effektives Training geben. Seit wir auf Khmer sprechen, haben wir dort viele neue Fans gewonnen. Mein Körper ist schon sehr verändert und alle sind sehr begeistert, wenn ich meine gesammelten Problemchen an den Geräten auslasse, das Boxgirls T-Shirt mit Aufschrift : TRAIN HARD FIGHT EASY tut sein Übriges.

Zu unserer Sicherheit haben Freya und ich verkündet ein Paar zu sein, so werden wir zum großen Teil alleine gelassen. Ich könnte jeden Tag dort hin, weil ich dann für zwei Stunden meinen Kopf frei habe und mich anschließend viel besser fühle. Das Angkor Boxing ist mir mit 40Dollar leider etwas zu teuer, denn hier im Fitness Studio zahle ich nur einen Dollar Eintritt. Ich komme bestimmt als MASKUlina nach Deutschland zurück.