! What A Wonderful World !

Hier kommt nun ein gewaltiges Update aus Kambodscha !

Die Wochen gehen so schnell vorüber, dass es mir nicht leicht fällt euch mit meinem Blog auf dem Laufenden zu halten. Der heißeste Monat April ist zu Ende gegangen und überstanden. Ein großes Erfolgserlebnis für mich und meine Arbeit bei KKO war, der neue Shop, in dem wir unsere Produkte platzieren durften. Der Shop liegt genau im Zentrum der Touristenmeile (Pupstreet) . Er ist nahezu die ganze Nacht geöffnet und immer sehr gut besucht. Wir sind die einzige NGO in dem Laden, weshalb die Besitzerin uns für die Hochsaison gute Verkaufszahlen garantieren kann.

 

Der Laden ist direkt neben der besten Bar in town – beatnik ! Wir durften ein komplettes Regal einrichten und ich bin mächtig stolz. Es gibt nur einen Punkt über den wir beim General meeting mit KKO diskutiert haben, denn wir beziehen war immer noch 70% des Original Produkt Preises, also genau wie in den anderen Läden und Märkten haben wir 30% Kommission abzugeben, aber die Besitzerin möchte den vielen Kunden Rabatte ermöglichen. Aus diesem Grund hat sie einen Preisaufschlag von beinahe 100% vorgenommen, um natürlich selber mehr Einnahmen zu generieren und um einen Discount für Kundschaft zu ermöglichen. Unser Label hat zwar stets den gleichen Profit, aber ihre Preise sind unterschiedlich zu den Preisen in den anderen Läden. Nun hat unsere Chefin Angst, dass KKO als betrügerisch aufgefasst wird, sollte es ein Kunde mitbekommen. Ich denke das ist Blödsinn, denn das ist das Geschäft und der Markt. Genauso kannst du ein Shirt in Steglitz kaufen, welches du vielleicht in Tempelhof günstiger bekommen hättest. Wahrscheinlich kennen die Menschen in Kambodscha das nicht und sind deshalb beängstigt, hoffentlich wird sie sich beruhigen, wenn sie die positiven Verkaufszahlen sieht. Freya und ich sind überzeugt, es wird sich lohnen, die Kundschaft ist groß und der Laden ist immer gut besucht.

Happy birthday Freya !

 Am 28.04 hatte meine liebe Freya Geburtstag und natürlich haben wir den gefeiert. Mit den engsten Freunden ging es in ein Restaurant mit dem Namen Crocodile Restaurant. Der Besitzer ist aus Österreich und dementsprechend gab es Schnitzel und Spätzle satt. Der Name des Restaurants stammt von der daneben liegenden Krokodil Farm. So richtig wurde dann erst am nächsten Tag gefeiert.

 

Dazu haben wir in meinem alten Zuhause eine Motto Party veranstaltet, das Motto lautete “bad taste“. Mir hat so etwas schon immer viel Freude bereitet und mit der Warnweste von Papa, der kaputten Lichterkette und der lila Perücke von Dylan war ich bestens ausgestattet. Nach einem gemeinsamen Essen, haben wir diverse Spiele gespielt und das beste Kostüm gekrönt. Ich habe gewonnen und eine Tafel Schokolade geschenkt bekommen. Die Stimmung war sehr ausgelassen. Nachdem sich alle über den Nudelsalat und meinem Milchreis “nach“ Mama gestürzt haben, sind wir alle gut gelaunt in die Pupstreet gefahren. Dort wurde dann ordentlich gefeiert und natürlich in unseren verrückten Verkleidungen. Es war ein spaßig ! Vor Allem die vielen irritierten Blicke sorgten wir viel Gelächter und Schadenfreude. Auf den vielen bunten Fotos kann man unsere Stimmung perfekt erkennen. Es war ein großartiger und unvergesslicher Abend.

 


: "Ich hab die Haare schön"

Der April wurde mit einem Besuch beim Friseur abgerundet. Nach langer Zeit habe ich mal wieder in einem Friseurstuhl gesessen. Der Salon ist im oberen Stockwerk, direkt über dem besten Cafe in Siem Reap (Little Red Fox). Dort gibt es auch unheimlich leckere Kuchen und Lachs Bagel. Der Besitzer schneidet Privatkunden nebenbei die Haare und der Salon ist sehr geschmackvoll eingerichtet. Beim Betreten kommt einen ein herrlich erfrischender Zitronengrasduft in die Nase. Die hohe Raumdecke, die großen Fenster mit langen weißen Vorhängen und die futuristischen Gemälde an der Wand runden den Eindruck ab. Es war ein verwöhnendes Vollprogramm, Waschen, Schneiden, Färben und natürlich Kaffee. Den Termin muss man rechtzeitig buchen, ich musste 30Tage geduldig warten, aber es hat sich gelohnt, Auftrag Sommerhaar ist erfolgreich absolviert.


 

! Alles Neu bringt der Mai !

 

Die Arbeit macht immer noch viel Spaß. Unsere drei Teammitglieder haben sich jetzt wohl vollständig an mich und meine zielstrebige Arbeitsweise gewöhnt. Nachdem ich neue Designs entwickelt und umgesetzt habe, werde ich gelobt : „saart“ ; „leu mähn“ = beautiful; großartig. Dann werden die Produkte auch gleich stolz ausprobiert. Srey Hout kauft immer neue Material auf dem Markt ein und nimmt zum Beispiel meine neuen Taschen mit, um sie stolz zu testen. Das macht mir große Freude und bestätigt meinen Geschmack. In letzter Zeit verbessere ich Produkte, um die Qualität zu erhöhen. Freya und ich haben an den Statistiken erkannt, dass sich Accessoires am besten verkaufen, also haben wir uns in die Produktion neuer Ketten und Ohrringe gestürzt – mit tollen Ergebnissen. Es ist wunderbar, dass wir jeden Tag einfach kreativ sein dürfen und selbst an Tagen, wo man mal nicht so motiviert ist, macht es Spaß mit neuen Material Neues auszuprobieren.

Natürlich habe ich wieder ein kleines Fotoshooting mit unseren neuen Produkten organisiert. Es macht großen Spaß, die Mädels sind immer ganz stolz und sie lieben Fotos und Quatsch machen. Zu Beginn sind sie gewohnt zurückhaltend, aber nach viel Lob blühen sie richtig auf. Die Fotos sind klasse geworden und ich habe ein tolles Feedback bekommen. Eine Shopinhaberin hat gleich die neuen Produkte angefordert.

 Am 05.05 sind zwei Pakete für mich auf Arbeit aus meiner Heimat angekommen, ich habe mich sehr gefreut. Die Mitarbeiterinnen finden das auch immer spannend, denn so etwas kennen sie gar nicht. Und mich fasziniert die große Welt immer noch. Vielen vielen Dank an meine liebe Familie.

Etwas unerfreulich ist, dass wir seit mehr als zwei Monaten auf Arbeit kein Wasserzugang haben. Aufgrund der starken Trockenheit ist der Wassertank ausgetrocknet. Es wird teilweise unzumutbar. Und nach dem neusten Stand wird dieser Zustand noch viel länger anhalten. Die mangelnde Hygiene aufgrund der Kultur war schon immer gegeben, aber nun wird es wirklich schäbig. Besonders Frauen brauchen Wasser, zum Hände waschen. Auch unsere Produkte leiden, denn die dreckigen Reifen und Fahrradschläuche können nicht ordnungsmäßig gereinigt werden. Freya und ich flüchten auf andere öffentliche Toiletten, nur die Mädels sind das nicht gewohnt und sie benutzen immer noch die Toilette, ohne Wasser (kein Kommentar) ! Das Spülbecken fault vor sich hin und manchmal muss ich spazieren gehen um dem Gestank zu entkommen. Freya und ich haben überlegt unsere Arbeit mit nach Hause zu nehmen. Es macht teilweise kein Spaß mehr. Besonders bei der extremen Hitze und dem Dreck, der unmittelbar mit dem Material Autoreifen und Co. verbunden ist, ist man quasi auf Wasserzugang angewiesen. Mich nervt die Situation!


Ich kann fliegen !

Am 13.05 habe ich ein tolles Abenteuer absolviert. Gemeinsam mit Dylan und zwei Freunden aus Australien sind wir zum Ziplining in den Dschungel gefahren. Flight of the Gibbon ist bekannt für die atemberaubende Natur, Adrenalin und wilde Gibbons. Nach einer langen Tour mit dem Tuk Tuk in das Angkor Wat Gebiet sind wir mitten im dichten Wald angekommen. Dort haben wir unsere Ausrüstung bekommen und eine kurze Einweisung. Im Vorhof gab es ein Schild mit der Aufschrift : Tarantulas. Ich war anders als vermutet, sehr interessiert, so hat mir der Inhaber, die Löcher gezeigt in denen die achtbeinigen Freunde leben und ich war sehr beeindruckt und ein bisschen angewidert und zugleich glücklich, dass keine rauskam, um mich zu begrüßen oder gleich zu essen. Dylan kann großartige Geschichten von australischen Spinnen erzählen. Mein Favorit ist die Spinne, die Vögel frisst, weil sie groß ist und ihr Netz so stabil und massiv ist, dass sich Vögel darin verfangen. Furchtbar! Er nimmt es mit Humor.

 

Nachdem ich die Gänsehaut losgeworden bin, ging es zu den Holztreppen und ich bin stolz auf mich, dass ich trotz Höhenangst und Knarren dort hochgestiegen bin. Es ging dann immer höher und ich wurde ausgelacht, weil ich öfter mal geschrien habe, sie meinten ich würde die Gibbons damit vertreiben. Mein Favorit war die sogenannte “Honeymoon Zipline“, bei der Dylan und ich Arm in Arm fliegen konnten. Wir haben viele und tolle Erinnerungsfotos geschossen. An dem höchsten Baum angekommen, gab es Wasser für alle und der Ausblick war enorm schön und überwältigend. Dann kam schnell und unerwartet ein Unwetter auf, ich hatte noch nie solche Panik.

Der Donner war enorm laut, weil es im Dschungel so herrlich schallt. Am aufregendsten war das Schwingen der über 40m hohen Bäume. Ich dachte mein letztes Stündchen hat geschlagen! Der Regen war stark und wasserfallartig, dafür war es erfrischend und der Duft der sich abkühlenden Erde war beruhigend und inspirierend. Nach Abschluss und ungefähr acht verschiedenen Ziplines waren wir fertig, ich im wahrsten Sinne des Wortes. Wer mich kennt, weiß ich bin ein Angsthase mit großer Klappe. Für die Männer war das amüsant, für mich war es teilweise ein Kampf mit meiner Angst und meinen Befürchtungen. Aber was mich nicht umbringt, macht mich stärker und ich würde es immer wieder machen.

Am Abend haben wir uns dann nach kurzer Pause im schönen Schweizer Restaurant (Heaven) getroffen und ich habe ein super leckeres Cordonbleu gegessen. Anschließend ging es mal wieder ins beatnik. Genau vor der Bar ist ein Stand mit frittierten Insekten. Ich weiß nicht, wieso gerade dieser Tag mir soviel abverlangte, aber die Grashüpfer waren gar nicht so widerlich. Eigentlich schmecken sie wie Chips, wenn da bloß nicht der Kopf und die Beine wären. Ich hatte noch gefühlt fünf Stunden später die Beinchen zwischen meinen Zähnen, sehr spaßig, aber muss man scheinbar gemacht haben und so ein Grashüpfer`l als Betthüpfer`l ist doch auch was Feines. Alles in Allem war es ein weiterer unvergesslicher Tag in meinem jungen Leben, ich habe vor eine große Sammlung vorzuweisen. Alles prägt und formt mich, es ist ein tolles und sichtbar fortschrittliches Projekt. Dylan lehrt mich immer : Happiness is always yours, always be grateful !

Ein paar Tage später kam eine nicht so erfreuliche Nachricht, denn Dylan wird wohl scheinbar nicht mehr in der Bar beatnik gebraucht und wurde somit unerwartet gekündigt. Ich kann es immer noch nicht glauben, da es doch der erste Ort ist, wo unsere Augen sich gekreuzt haben und ich hatte so viel unvergessliche Nächte und es war schon mein zweites Zuhause. Trotzdem ist er sehr zuversichtlich und weiß er wird schnell einen neuen Job finden, weil ihn hier nahezu jeder kennt und schätzt. Ich halte euch natürlich auf dem Laufenden.

 


Fröhliche Hochzeit

Auf einem großen Gelände fanden gleich zwei Hochzeiten statt und wir durften bei einer dabei sein. Und wie die Vorherigen war es wieder sehr bunt, laut und verrückt. Eben so gar nicht europäisch. Aktuell ist Hochzeitshochsaison und überall wird geheiratet, wir haben noch drei Einladungen offen. Dieses Mal hat eine gute Freundin und ehemalige Mitarbeiterin von Dylan geheiratet. Schon am Eingang wurden wir begrüßt und angestarrt, irgendwas wurde über uns geredet, aber ich habe das nur durch das Wort „barang“=Weißer mitbekommen. Es ist ein interessantes und zugleich bedrückendes Gefühl ein Außenseiter zu sein. Über tausend Gäste waren geladen und auf der Bühne wurde ausgelassen zu der traditionellen Musik getanzt. Die Kleider waren wieder bunt und kitschig.

Die Männer verlieren mit späterer Stunde ihre Manieren und Dylan musste sie teilweise von meinem Sitzplatz fernhalten. Einer hatte Bier über mich geschüttet, ein anderer ist mir auf die Füße getreten. Wir mussten etwas länger auf das Essen warten, da wir auch etwas später kamen. Es gab sechs Gerichte, dabei waren leckere Frühlingsrollen, aber auch unästhetische Innereien und wieder ein ganzes zerlegtes und gekochtes Huhn – mein Nachbar hat mit vollem Genuss an dem Kopf geknabbert (mit Schnabel). Nach acht Gläsern Bier, habe auch ich an Manieren verloren, aber seit nicht schockiert, dass Bier besteht hier zu gefühlten 80% aus Wasser und um das zu Teilen schräge Verhalten der anderen Kultur zu ertragen, muss man sich deren Verhalten anpassen. Essensreste und lehre Bierdosen werden einfach unter den Tisch geworfen. Nach dem Verlassen der Hochzeitsgesellschaft wird ein Mülltransporter bestellt. Die Braut taucht nur selten auf, weil sie die ganze Zeit mit dem Wechsel der Kleider beschäftigt ist. Sie wechselte sogar ihre Augenfarbe durch Kontaktlinsen. Irgendwie empfinde ich das zwar amüsant, aber auch abstoßend und nicht wirklich wesentlich. Natürlich wurden wieder viele Fotos gemacht und alles wurde festgehalten.


Boxkampf in Phnom Penh 21.05

Unter der Woche gehe ich weiterhin so oft wie möglich zum Boxtraining, auch wenn das Einiges an Überwindung kostet, denn nach neun Stunden in der Nähwerkstatt bin ich häufig ziemlich ausgepowert. Es ist nicht mehr ganz so aufregend, aber das Auspowern tut sehr gut, einfach mal abschalten und gegen den, bei mir zum Glück nur sehr sehr kleinen Schweinehund (deshalb in meinem Fall auch gerne genannt als Schweinehasen) anzukämpfen.

 

Am 21.05 hatte ein guter Freund, mit dem ich auch schon im Ring geboxt habe einen Kampf in Phnom Penh. Dieser wurde auch ausgestrahlt und ich konnte ihn gemeinsam mit Dylan in der neuen Sportsbar verfolgen. Schon in der zweiten Runde, konnte Justin ihn K.O schlagen und ich fand das sehr motivierend und auch witzig meine Trainer dort im Ring zu sehen. Nun bin ich wieder sehr motiviert dabei. Teilweise finde ich beim Training keinen Gegner, weil ich anscheinend zu hart trainieren würde. Ich denke Boxen ist kein Ballett und im Ernstfall kann es vielleicht sogar ausschlaggebenden Einfluss haben. Zudem kommt, dass es alle Muskelgruppen beansprucht und die Ausdauer wird auch gesteigert. Mich inspiriert immer noch der Film : Million Dollar Baby.

An einem Abend bin ich nach dem Training nach Hause gekommen und in der Dunkelheit der Garage wäre ich beinahe auf einen Skorpion getreten, natürlich habe ich mich erschrocken, aber ich habe auch ein Foto geschossen und es stolz Dylan gezeigt, der war ganz lässig und hat ihn mit einem Tuch eingefangen und in den Garten gebracht. Die Australier sind was Tiere angeht in meinen Augen verrückt.

Dies ist ein Video und ein Link von dem Boxkampf in Phnom Penh :

https://www.youtube.com/watch?v=M4P9c9gzrSo


Eine Reise nach Mondulkiri

Am Mittwoch Abend sind Dylan und ich mit einem Nachtbus nach Phnom Penh gefahren. Wir sind schneller angekommen, als vermutet. Schon um fünf Uhr früh wurden wir vom Buspersonal aufgeweckt. Die Busfahrt war wie die Vorherigen abenteuerlich, spartanisch, die Betten waren eng, kurz und unbequem, aber dafür war es schön neben einem geliebten Menschen zu liegen und Dylan kann witzige und spannende Geschichten erzählen, wir haben so viel gelacht, dass das Buspersonal uns gebeten hat zu Schweigen, denn dies sei ein Bus indem man schlafe. Ich habe das mal so hingenommen, also gute Nacht!

In Phnom Penh angekommen, gab es dann erst mal einen Kaffee und dazu einen Donut (von der mir bis dahin noch unbekannten Krispy Cream Donut Kette). Wahnsinnig zuckrig und klebrig!

Dann haben wir im Long Live Hotel eingecheckt. Bisher habe ich dort immer genächtigt, wenn ich nach Phnom Penh gereist bin. Es ist zwar ein einfaches Hotel, dafür aber mit sehr viel Khmer Charme und super freundlichem Personal. Nach einer kurzen Erholungspause sind wir dann gegen Mittag zu einer Bar gefahren, um Dylans Freundin Carla zu treffen, sie ist die Besitzerin der urigen Bar mit dem Namen Show Box. Dort haben wir dann den Rest des Tages verbracht, gegen Abend kam dann Dylans Onkel, der sich in Phnom Penh ein Appartement gekauft hat und dieses nun herrichtet. Wir haben viel geredet und gelacht, ich kenne Onkel Dog schon aus Siem Reap. Zu späteren Stunde wurde es richtig voll und an der Bar wurde jede Menge Freibier ausgeschenkt, die Musik wurde lauter und die Stimmung war klasse. Dann habe ich eine ganze Gruppe von Freiwilligen aus Deutschland kennengelernt. Wir haben uns viel ausgetauscht. An diesem Abend war Quiz Night und wir haben viel geknobelt und gelacht. Auf dem Heimweg überkam mich dann ein Hüngercher und wir haben (Schande über mich) einen Zwischenstopp bei Burger King (oder in Australisch Hungry Jack) gemacht. Hier in der Hauptstadt ist die Restaurant Vielfalt größer als in Siem Reap. Und Burger King erinnert mich so an meinen geliebten Kaiserkorso und Tim, der sich über die fettigen Burger und mich immer lustig macht und mir ein schlechtes Gewissen einreden möchte. Am nächsten Morgen sind wir zum großen Central Market gefahren und ich drufte mir ein Kleid aussuchen. Das Angebot erschlägt einen total, der sternförmig gebaute Markt ist von außen imposant anzuschauen und von innen ist alles nur noch unübersichtlich und verwirrend, hier gibt es alle möglichen Dinge und eine riesige Vielfalt. Dylan kannte den Markt noch nicht, während ich schon mal dort war, er war ganz begeistert und er liebt auffällige T-Shirts mit bunten Mustern und Aufdrucken, davon gab es Unzählige. Nach dem Shoppingausflug sind wir zurück zum Hotel, um die Taschen zu packen und alles für die Weiterreise nach Mondulkiri vorzubereiten. Bedauerlicher Weise hat uns der zuvor organisierte Tuk Tuk Fahrer nicht wie geplant am Hotel abgeholt und zur Busstation gebracht. Der Bus war also schon unterwegs, nur ohne uns und dar die Provinz Mondulkirri nicht touristisch ist, war dies auch der einzige Bus, der am Tag dorthin fährt.

 

Daraufhin haben wir alles versucht um ein Taxi nach Mondulkiri zu organisieren, aber die Preise waren utopisch und die Fahrer waren alles andere als begeistert. So mussten wir schließlich doch noch eine Nacht länger in Phnom Penh verbringen. Zum Glück haben wir es mit Humor genommen und wir hatten zwar das Hotel in Mondulkirri bereits gebucht, aber Dylan hatte einen Gutschein über eine Charity-Aktion gewonnen, über den wir in dem Resort vier Nächte bleiben durften. So war es nicht ganz so hart, auf eine Nacht dort zu verzichten. Uns gehörten immer noch drei Tage und wir hatten einen weiteren tollen Tag in der Hauptstadt. Wir haben uns nochmal mit Onkel Dog getroffen und wir waren Essen und haben in einer anderen Bar entspannt.

Am Samstag Morgen um sechs Uhr früh sind wir dann endlich die Weiterreise nach Mondukiri angegangen. In einem engen Kleinbus ging es mit acht weiteren Reisenden, auf eine sechs Stunden Tour. Dylan lehnte sich an meiner Schulter an, aber ich wollte meine Augen trotz Müdigkeit gar nicht schließen, denn die Natur war so wunderschön und mir sollte Nichts entgehen. Es war sehr interessant zu verfolgen, wie sich die Landschaft immer mehr wandelte, je weiter wir uns von Phnom Penh entfernten. Alles wurde grüner und die sonst in orangene Farbe getauchten Sandwege, färbten sich langsam dunkelrot, wie Lavasteine. Dieses rot bildete einen so herrlichen Kontrast zu dem tiefen grün der Pflanzen. Umzingelt von Bananenbäumen, Pfefferstauden, Bambus und Palmen, konnte ich die Fahrt im engen Bus trotzdem voll genießen.

Die Straßen wurden immer unebener und hügeliger. Bis wir dann über einen großen Berg hinweg gefahren sind, umgeben vom atemberaubenden Regenwald. Hier gab es kurvige und steile Wege. Das Grün war so dicht, dass man keinen Boden erkennen konnte. Ich habe noch nie solch eine große Anhäufung von Baumkronen gesehen. An manchen Stellen konnte ich Kilometer weit in die Ferne sehen, nur Baumkronen, in den schönsten Farben. Man konnte die Insekten lautstark hören und vor dem Bus überkreuzten tausende Schmetterlinge und diverse andere Insekten die Fahrbahn. Es war fast wie der Anblick von fallendem Schnee. Wunderschön und magisch, ich danke in diesem Momenten jemanden, dass ich das erleben darf und dass es so wunderbar ist. Dylan erzählte mir, dass die Natur hier, der in Australien wohl sehr ähnlich sei. Nicht nur die Natur hatte sich mit der Entfernung verändert, auch das Klima war deutlich spürbar, es war kühler und regnerisch, die Luftfeuchtigkeit war sehr hoch, der Boden hier ist gut genährt und die Pflanzendichte ist daher enorm hoch. Nach etlichen Kurven mehr sind wir dann endlich in der Provinz Mondulkiri angekommen. Die Stadt ist winzig und es gab keine Supermärkte, oder sonstigen westlichen Einfluss. Wir wurden schockiert angestarrt als wir den Kleinbus verließen. Wir sind Barangs (franz. weiße Menschen) ! Ich fühlte mich unwohl und war froh, als das Servicepersonal uns am Busbahnhof abholte.

Mitten auf einem Berg und umzingelt vom Regenwald liegt die schöne Hotel Anlage. Das Mayura Resort besteht aus kleinen Wohnhäusern, die alle unterschiedlich ausgestattet sind. Alles war gut zu überschauen und umgeben von wunderschöner Natur. Wir haben dann mit dem Gutschein an der Rezeption eingecheckt und ich wurde gleich freundlich begrüßt : „...du musst Lina sein !“ Ich hatte zuvor im Hotel angerufen, um alles zu organisieren (auf halb Englisch und halb Khmer) , das musst wohl recht amüsant gewesen sein, sonst würden sie sich wohl kaum so gut an mich erinnern. Unser Haus war umgeben von einer kleinen Holzterrasse. Alle Wände sind aus Glas und mit weißen Gardinen geschmückt. Links vom Eingang steht ein hoher Papaya Baum, rechts ein wunderschönes Jasmin Bäumchen. Die Wege sind mit Holzscheiben gekennzeichnet. Schon beim Laufen, fällt mir auf, dass es hier deutlich mehr Tierchen gibt. Wir hatten eine kleine Küche, zwei Bäder und ein schönes Schlafzimmer. Alles war sehr edel eingerichtet und eher schlicht und natürlich gehalten. Ich habe mich gleich wohl gefüllt.

Am Abend gab es dann im Restaurant eine leckere Tom Yum Suppe und ein großen Salat. Dylan und ich teilen immer jedes Gericht. Zu Beginn unserer Beziehung war mir das ungewohnt und wer mich kennt, weiß dass mir Teilen generell nicht leicht gefallen ist. Nun hat sich meine Einstellung komplett geändert und ich teile sogar meinen Kaugummi und fühle mich damit viel mehr bereichert. Dylan findet das lustig. Die meiste Zeit waren wir nur für uns, ganz selten haben wir mal andere Leute gesehen. Den folgenden Tag haben wir entspannt und am Pool verbracht. Gemeinsam haben wir die Umgebung erkundend und Dylan hat mir viel über Pflanzen und Tiere erzählt. Ich habe viele neue Insekten kennengelernt und mir große Mühe gegeben nicht an die Decke zu springen. Ich habe eine tolle Pflanze gesehen, die sich bei Berührung tot stellt, die Blätter knicken zusammen und die Ästchen fallen reglos auf den Boden. Nach kurzer Zeit steht die Pflanze wieder in ihrer alten Schönheit dort : „what a wonderful world !“

Ab einem gewissen Punkt bin ich dann trotz dem Versuch, lässig zu bleiben, mit dem Umgang von Dylan mit Insekten ein wenig überfodert gewesen, ich bin zusammen gebrochen. Ich bewundere seine Furchtlosigkeit und er erzählt mir etwas von tiefen inneren Verständnis, für alle Lebewesen auf Erden. Dann hatte er mir ein Buch von der Rezeption gebracht, mit Bildern in XXL und wichtigen Informationen über giftige Insekten im Dschungel. Meine Familie weiß, dass ich die Zeitung immer Meter hoch weggeschmissen habe, wenn eine kleine Fliege oder wohl möglich eine Wespe darin erschien. Ich habe mutig im Buch geblättert und mich schrecklich geekelt.

Sobald die Dunkelheit eintrat, war unser Haus umzingelt von etlichen Insekten, da an der Außenwand Lichter waren. Ich habe alles gegeben um ruhig zu bleiben, aber wenn eine wirklich große Spinne aus der Gardine gerannt kommt und ich natürlich an die Decke springe, dann bleibt er entspannt und hilft mir nicht mit meinem Ekel und meiner Angst. Ich habe mich daraufhin im Bad verkrochen und natürlich kommt er hinein, um mir sein neustes Insekt den „Springkäfer“ (handgroß) zu präsentieren. In diesem Moment bin ich total kollabiert, alles Angestaute kam nur so aus mir rausgeschossen. Das “Stark-bleiben“ ist also ab einem gewissen Punkt fehlgeschlagen. Ich esse ja schon frittierte Grashüpfer und bin schon wesentlich professioneller was Krabbeltiere angeht, aber lieben lernen kann ich sie nicht. So hatten wir also unseren ersten großen Streit.

Mondulkiri liegt sehr dicht an der Landesgrenze zu Vietnam
Mondulkiri liegt sehr dicht an der Landesgrenze zu Vietnam

Am Abend sind wir dann raus in die Stadt gefahren und haben versucht Essbares zu finden. Das ist leichter gesagt, als getan. Während wir uns nach einfachen Instant Nudeln umgesehen haben, wurden wir wieder wie verrückt angestarrt. An den kleinen Verkaufsständen mit Obst und Gemüse sind die Verkäufer im wahrsten Sinne des Wortes geflüchtet. In einem Laden konnten wir Nudeln finden, aber sogar die waren schon zwei Jahre verfallen. Ich kam mir pingelig und hochnäsig vor.

Es ist ein furchtbares Gefühl ein Außenseiter zu sein, aber ich Sache, das auch mal zu spüren. Ich konnte auch spüren, dass in diesem Ort in Kambodscha, anders als Siem Reap wirklich Hilfebedarf angebracht ist, die Menschen.

Am dritten Tag (30.05) ging es zu dem bekannten Bousra Wasserfall und ich habe wieder ein abenteuerliches Ziplining Adventure gemeistert. Die längste Ziplinedistanz war hundert Meter und in hundert Metern Höhe, direkt über dem gewaltigen Wasserfall, ich konnte nicht kreischen, da es mich einfach nur umgehauen hat. Sehr powerful und magisch. Die Natur war deutlich schöner, als bei dem Zipline Event in Siem Reap deutlich grüner und farbenfroher. Ich musste auch keine Treppen benutzen, um in die Höhen zu gelangen, der Parkour war so aufgebaut, dass es mit jeder Zipline immer höher ging, so waren keine Treppen nötig. Nach einer Stunde war der Spaß schon vorbei und es ging zurück ins Hotel und in den schönen Pool. Gegen Nachmittag gab es dann einen kräftigen Regenschauer und alles verdunkelte sich in Sekunden. Der Regen hier ist durchgehend, da gibt es keine Tropfen mehr. Es ist Wahnsinn was in Sekunden auf die Erde fällt und wenn die langen Palmen sich gefährlich im Sturm winden, es herrscht der Monsun. Den Rest des Tages habe ich es mir gemütlich gemacht. Dylan hat mich leider nicht an diesem Tag begleitet und ich war traurig darüber, aber wenn man sich ständig sieht und nur noch Zeit miteinander verbringt, dann sind Streitigkeiten vorprogrammiert. Am nächsten Tag ging es dann gegen Mittag zurück nach Siem Reap.

Bousra Wasserfall in Mondulkiri
Bousra Wasserfall in Mondulkiri

 

Nach elf Stunden Busfahrt sind wir endlich in Siem Reap angekommen. Ich habe mich dann erst mal ein paar Tage bei Freya zurückgezogen, um den Streit zu verarbeiten und eine gute Lösung zu finden. Freya und ich waren mal wieder nur für uns und wir haben das sehr genossen. Wir haben einen workshop mitgemacht, indem ich gelernt habe wie man aus Kokosnüssen, Schmuckteile herstellt. Es war sehr lehrreich und spannend und ich bin mit meinem ersten Schmuckstück sehr zufrieden. Ich habe einen Ohrring hergestellt, der nun die Pfauenfeder aus Mondulkiri beinhaltet. Die Federn standen als Dekoration auf dem Bartresen in dem Resort. Ich habe immer vor Dylan geschwärmt, wie wunderschön diese Federn doch sein. Und als Überraschung hatte er dann beim Abschied an der Rezeption gefragt, ob er nicht für “darling“ ein paar Federn mitnehmen könnte. Also nun habe ich einen Ohrring mit vielen Erinnerungen. Ich habe schon etliche Komplimente bekommen.

 

Die Zeit rennt davon und ich komme nun zum Schluss. Das ist wohl der längste Blogeintrag, den ich jemals geschrieben habe. Ich hoffe er gefällt euch und ihr seit nun alle auf dem neusten Stand. Mir geht es wieder besser, ich habe mich mit Dylan ausgesprochen und er möchte sich mit Insekten nun in Zukunft zurückhalten. Nun zähle ich schon die Tage, wann ich endlich meine liebe Familie hier begrüßen darf. Dylan und ich planen schon, was wir alles machen werden und ich kann es kaum erwarten, endlich ans Meer zu fahren. Viele liebe Grüße und bis ganz bald !

Eure Lina  13.06.2016

Zum Abschluss könnt ihr eine kleine Bildergalerie mit Fotos von meinen lieben Kätzchen Trim und Freya; Bildern aus dem Kokosnuss-Workshop; Wassermelonen-Päuschen bei meiner lieben Freya; und meinem lieblings Salzwasserpool River Garden sehen ....