Was wir heute sind, beruht auf unseren gestrigen Gedanken,

und unsere augenblicklichen Gedanken formen unser morgiges Leben;

unser Leben ist eine Schöpfung unseres Geistes.


Buddha Shakyamuni

Es ist enorm das die 14.Woche bereits vergangen ist und ich mich somit mitten im vierten Monat meines Auslandsaufenthaltes befinde. Das es in meiner Heimat gerade weihnachtlich hergeht kann ich mir im Moment überhaupt nicht vorstellen. Zwar gibt es hier auch ein paar wenige kitschige Plastikweihnachtsbäume und Lichterketten, aber bei dreißig Grad und Palmen nimmt man die nicht wirklich ernst.

Meine Arbeit in dem Atelier macht mir immer noch viel Spaß. Im Moment bringe ich den drei Mitarbeiterinnen bei, wie man die neuen Taschendesigns umsetzt. Es ist nicht immer einfach, da es oft Verständigungsprobleme gibt und die Qualität sich stark unterscheidet. Dennoch habe ich das Gefühl, dass die Mitarbeiterinnen viel von mir lernen und sich auch schon in der Leistung gesteigert haben. Der eröffnete Markt vor der Tür läuft nach kurzen Anfangsschwierigkeiten nun doch sehr gut an. Wir können in nur zwei Wochen die Einnahmen von den monatlichen Einnahmen der Läden und Hotels einfahren. Dies liegt mit großer Sicherheit an der sehr guten, zentralen Lage und der vielen Laufkundschaft. Die damals noch unscheinbare Gasse wird nun mit Lichterketten hell erleuchtet und ein großer Weihnachtsmann ziert den Eingang. Unsere Produkte kommen sehr gut an, denn der Inhaber des Markes sagte uns, dass die meisten Kunden wohl sehr lange an unserem Stand verharren. Aktuell arbeite ich viel an Instock-, Umsatz- und Produktionslisten, damit wir KKO einen besseren Überblick verschaffen können und wir genau wissen, welche Produkte am besten ankommen und wie viel wir in einem Monat produzieren können. Es ist gar nicht so einfach eine übersichtliche Liste mit allen Inhalten zu erstellen. Dennoch habe ich bereits einen Prototyp entworfen und wir wollen ihn erst mal ausprobieren. Ansonsten bin ich die fünf Tage viel am Nähen und kaufe notwendige Materialien auf dem Psar Leu.


Nach einer anstrengenden Woche freue ich mich immer sehr über das freie Wochenende. Am Samstag habe ich den zweijährigen Geburtstag vom Angkor Fight Club gefeiert und es gab zwei Kämpfe, leckeres Curry und einen tollen Sänger mit Gitarre. Ich habe mit zu Weihnachten eine Mitgliedschaft geschenkt. Ich gehe dort nun vier mal die Woche trainieren und ich habe schon jetzt ganz viel dazu gelernt. Ich mag die Atmosphäre, den Geruch der Matten, den Sound der Schläge, die Musik, das Training. Ich fühle mich dort sehr gut aufgenommen. Der Verein ist wie eine Familie und ich kann in der Zeit beim Training völlig abschalten und alles vergessen. Vor Allem macht mir MMA großen Spaß (also alle Kampfsportarten gemischt). Daher mache ich nach dem Kickboxen immer noch einen weiteren Kurs MMA. Neulich war ich die einzige Frau und alleine mit zwei Männern (2m groß; 1m breit) . Ich liebe es unterschätzt zu werden, denn optisch scheint mir niemand zuzutrauen das ist ein ziemliches Kampftier bin. Kurz um die Männer waren begeistert und konnten sofort erkennen, dass das nicht mein erster Bodenkampf war. Nach dem Training hatte ich überall blaue Flecke und Würgespuren. Freya war ganz schockiert und fragte mich, ob mir das wirklich Spaß macht. Ich sagte : „Nein es macht mir keinen Spaß. Ich liebe es !“

Nach dem Training habe ich regelrechte Höhenflüge. Ich gehe nun eigentlich jeden Tag dorthin und bekomme nicht genug. Nur ärgerlich, dass ich meine Bandagen, den Mundschutz und die Boxhandschuhe in Berlin gelassen habe.


Ansonsten genieße ich viel Zeit auf dem rooftop und mache mir Gedanken über meine Zukunft. Am Abend fahre ich häufig ins beatnik und dort habe ich auch schon eine richtige Fangemeinschaft. Montags ist dort mein Lieblingstag, weil es Karaoke gibt und der Freitag ist klasse, denn da bekomme ich meinen Lieblingsdrink (buy one get one free). Der Barbesitzer Dylan übt fleißig mit mir Englisch und der staff Khmer. Am liebsten bin ich mit Freya zusammen dort und wir spielen zusammen JENGA oder Vier gewinnt. Gleich um die Ecke ist dann ein toller Club in dem wir fast immer noch ein bisschen Sport machen und die Kalorien der Drinks weg tanzen.

Mein Überleben ist hier übrigens gesichert, denn letzte Woche hat hier Burger King (Geschmack ist King) aufgemacht. Beim ersten Betreten musste ich tief durchatmen, denn TEMPELHOF – du fehlst mir sehr !!!!



Ich wünsche euch eine schöne Vorweihnachtszeit ... viele liebe Grüße