Wasserfest, Fight Club, Reisernte

Hier kommen meine Erlebnisse aus der 12. Woche in Kambodscha. Die Arbeitswoche war sehr kurz, denn Dienstag, Mittwoch und Donnerstag waren Feiertage. Dieses Mal wurde das traditionelle Wasserfest in Siem Reap gefeiert, aber dazu später mehr.

Am Montag habe ich mal wieder ein paar Taschen produziert. Der Markt vor unserer Tür ist nun auch geöffnet, aber noch lange nicht gut besucht. Die Präsentation der Produkte ist auch noch nicht ausgereift, aber der Markt steht ja noch im Startloch und es wird sicherlich noch verbessert.


Direkt nach der Arbeit bin ich dann endlich mutig zum Angkor Fight Club geradelt. Die Halle liegt etwas versteckt an einer ruhigen Landstraße und ist nur 5min mit dem Fahrrad von meinem Haus entfernt.

Schon von Weitem konnte ich die Schläge gegen die Boxsäcke hören und ich bekam vor Freude eine Gänsehaut. Wir waren eine sehr kleine Gruppe und zum Glück lernte ich eine Schwedin kennen, die genau auf meinem Niveau trainiert und kämpft. Das Boxen beherrsche ich schon ziemlich gut, aber die Sidekicks waren mir völlig neu. Der Trainer meinte, dass ich die Power hätte, aber wir noch an der Technik feilen müssten. Manchmal verstehe ich nur wenig von dem Englisch mit australischem Dialekt und ich antworte manchmal falsch auf Fragen, aber an den Reaktionen merke ich, dass das ziemlich sympathisch rüber kommt und ich keine Bedenken über Peinlichkeit haben muss. Auf den schwarzen Matten sprangen einige süße Kröten herum. Nach vielen technischen Übungen sind wir dann an die Boxsäcke gegangen und ich durfte mich nach langer Zeit wieder 5mal 3min lang auspowern. Halb tot ging es dann in einen Kraftzirkel und wir haben z.B 2min lang Liegestütz gemacht u.s.w . Nach dem Training füllte ich mich wie ein neuer Mensch. Ausgeglichen, stark, motiviert und ein wenig überheblich. Ich möchte da jetzt nur noch hin !!!


Reisernte

Am Dienstag zu sehr frühen Stunde ging es dann zum Reisernten aufs Dorf. Davor habe ich meine Freundin Rebecca vor dem NAGA Hostel in der Stadt abgeholt, denn sie kam gerade mit dem Nachtbus aus Phnom Penh an. Sie war die ganze Woche bei uns.

 

Wir waren nun zu sechst und sind dann gemeinsam mit dem Rad in Richtung West Barray gefahren. Nach zirka 40min Fahrrad fahren erreichten wir das kleine Haus an einer staubigen Sandstraße.

Gleich wurden wir von der alten, nett lächelnden Oma der Familie und zwei Hunden begrüßt. Kurze Zeit später kam dann die Arbeitskollegin von meinem Mitbewohner mit sieben scharfen Sicheln aus der Tür. Unsere Fahrräder haben wir auf dem Grundstück geparkt und sind dann zusammen zum nahen Reisfeld gelaufen. Vorbei an den schönen Wasserbüffeln und weißen Kühen gelangten wir zu den Reisfeldern.

 

Einige waren noch grün und frisch und andere wiederum schon goldbraun. Dann mussten wir uns einreihen und durch die Felder laufen. Die Wege waren schmal und rutschig. Manche Felder standen komplett unter Wasser. Ich hatte Angst zu fallen und mich an der scharfen Sichel zu verletzten. Auch um meine nackten Füße in den Flip Flops hatte ich Angst, denn zwischen den Reispflanzen sah ich viele weiße Spinnennester und allerlei Krabbeltiere. Die Natur war dennoch unheimlich schön und so unberührt. Am Feld angekommen ging es dann nach kurzer Einweisung an das Ernten. Es machte großen Spaß, auch wenn ich mich manchmal wegen der Insekten erschrocken hatte. Nach zirka einer Stunde war ich komlpett durchgeschwitzt, schmutzig und meine Arme waren völlig zerkratzt und brannten, weil mein Schweiz in die Wunden lief. Ich bewundere die Frauen, die hier tagtäglich auf den Feldern in der Hitze schuften und sie haben meine Hochachtung dafür. Es ist körperlich unheimlich anstrengend und ich bin fit !

 

Nachdem alle k.o waren ging es zurück zum Haus und die Familie hatte ganz herzlich für uns etwas zu Essen vorbereitet. Ich hatte großen Hunger, konnte aber von der grauen Fischpaste in dem Bananenblatt und dem zerstückelten Huhn mit Beinen nichts runter bekommen. Nach dem Essen ging es dann wieder die lange Fahrradstrecke nach Hause.


Das Wasserfest !

Bevor es an die Riverside zu dem Fest ging, sind wir gegen 16:00Uhr zum schönen Made In Cambodia Markt gefahren. Dort habe ich alle Weihnachtsgeschenke für die Familie zusammen bekommen. Sie sind bereits auf dem Weg nach Deutschland, denn Bettina (sie hat KKO für einen Monat unterstützt) fliegt heute zurück und ich habe großes Glück, dass sie die Sachen für mich mitnehmen kann und dann von Süddeutschland aus zu meiner Familie senden wird. Wenn alles gut klappt, müsste das Paket vor Weihnachten ankommen (juhu) ! Nach dem Markt sind wir an dem River spazieren gegangen und haben uns die vielen bunten Stände angesehen. Es gab sehr laute Musik und die Stimmung glich der eines großen Jahrmarktes. Die vielen Fotos können noch besser die Stimmung verdeutlichen, denn was ich hier alles sehe und erlebe ist teilweise nur sehr schwer zu beschreiben.


Am Mittwoch haben wir erstmal schön ausgeschlafen und sind dann mit Rebecca durch Siem Reap gefahren und haben ihr die Pub Street gezeigt. Dann sind wir zum Wasserfest an den Fluss gefahren und haben uns das Spektakel genau angesehen. Es gab viele Bootsrennen, Feuerwerk und bunte Lichter. Die kleinen, hübsch verzierten Blütenkörbe wurden auf das Wasser gesetzt und die Kerzen leuchteten hell in der Dunkelheit. Rund um den Fluss herum waren riesige Menschenmengen, laute Musik, Popkorn, Zuckerwatte, Raketen, Essen und Luftballons. Wir sind nach ungefähr zwei Stunden wieder gegangen, weil uns der Trubel dann doch zu viel wurde. Anschließend ging es dann wieder durch die Bars der Pub Street.


Am Donnerstag war ich mit Rebecca und Freya wieder in dem riesigen Hotel Pool im Angkor Resort und wir haben uns nur gesonnt, sind geschwommen und haben den Tag am Pool genossen. Gegen Nachmittag sind wir dann gemeinsam mit Dylan zu einem Thanks Giving Essen gegangen. Das war mein erstes Thanks Giving -Truthahn-Essen und wir fühlten uns wie in den USA. Es war sehr spaßig, denn Kartoffelbrei und Würstchen hatte ich schon lange nicht mehr gegessen.

Freitag war ich dann wieder beim Boxen und ich glaube ich bin schon jetzt süchtig und würde am liebsten jeden Tag dorthin, aber ich suche noch nach möglichen Sponsoren, denn 40Dollar im Monat für eine Mitgliedschaft kann ich mir definitiv nicht leisten. Hey hättest du Lust mich zu sponsern ?! Das wäre ein Traum für mich, mein Ziel wäre es am Ende des Jahres einen Kampf zu bestreiten ! Schon nach zwei Mal beherrsche ich Sidekicks und das Kontern. Auch MMA (alle Kampfsportarten gemischt) interessiert mich sehr.


Das Wochenende lasse ich nun ruhig ausklingen und ich lese mein Buch weiter, schreibe den Blog und sitze auf der Dachterrasse und genieße die warme Sonne.


Ich wünsche euch ein schönes Restwochenende und schicke euch viel Sonne ins Herz …. Eure Lina




Kommentare: 2
  • #2

    Lina (Freitag, 11 Dezember 2015 09:11)

    Liebe Ingrid, danke der Nachfrage. Die Familie baut den Reis sowohl für den Eigenbedarf, als auch für den Verkauf an. Ich habe beim Ernten geholfen, weil ich wieder eine neue Erfahrung erlangen wollte. Es ist aber völlig unabhängig von dem Nähen und meiner Haupttätigkeit als Designerin. Es war eine wundervolle Erfahrung, die ich nie vergessen werde. Sei umarmt und viele Grüße Lina :-)

  • #1

    Ingrid (Dienstag, 08 Dezember 2015 20:35)

    An deinen Erlebnissen auf diese Weise so teilhaben zu können ist für mich einfach toll. Durch das tolle Bildmaterial ist es für mich greifbar vorstellbar,hatte ich , und die Jugend dieser Zeit allgemein keine Chance solche Erfahrungen machen zu können.--- Ist diese Familie mit Reisanbau für den eigenen Bedarf oder als Gewerbe in Tätigkeit, oder ist sie in das Projekt mit integriert ? Es stellt sich mir die Frage, weil die Arbeit ja nichts mit der Unterweisung bzgl.Nähen ,Gestalten usw. zu tun hat. Freu mich auf Belehrung.